Das zur Verfügung stehende Holz sorgsam vor der Hütten aufgeschichtet, die Schleife lasziv links gebunden, der Unterrock neugierig unter dem Saum hervorlugend – Oktoberfest, ich komme!
Der erste Schock sucht mich dann schon auf dem kurzen Fußweg zur Wiesn heim: Am hellichten Tage begegnen mir unzählige Menschen, die neben Muttersprache und Anstand auch die versammelte aufgenommene Nahrung des Tages bereits mehrfach verloren haben. Aber das sind Details. Und Australier.
Einmal durch die Menschenpampe auf der Hackerbrücke durch- und an den zahlreichen Polizisten vorbeigewuselt gerät man gleich in den Sog der Masse, die sich eilig in Richtung Wiesn schiebt. Es dirndlt und krachledert aller Orten. Mit und ohne Geschmack.
Im Gras am Straßendrand liegen Bierleichen; die wenigen Rasenflecke sind von Pinklern und Schläfern gleichermaßen heiß begehrt. Ich denke: Heute bloß nieman(n)dem die Hand geben.
Auf dem Festgelände angekommen hat der Wahnsinn seinen vorläufigen Höhepunkt. Das Wiesntreiben außerhalb der Zelte ist grell und laut und riecht nach gebrannten Mandeln und Bierfurz. Der Boden ist mit Huftierexkrementen bedeckt. Und mit anderen bunten Fladen. Es wird getorkelt, geschubst, gegrabscht und geschrieen. Dabei die Maß immer fest umklammert – verschlungen wie Liebende.
Im Zelt ist es ungleich illustrer. Jedenfalls beim Jet Set und denen, die sich dahinein schlafen wollen. Saufen auf hohem Niveau im Hippodrom. Und wenn man ehrlich ist: Es ist Spaß im Spiel. Was schert es mich, dass es sich für den Plebs eigentlich nicht g’hört, mit der Prominenz zu feiern. Die Häme spüle ich mit einem Glas Champagner hinunter. Und tanze auf Bänken, was das Dirndl hält.
Um halb elf ist der Spuk schon vorbei und ich denke bei mir: „Yeah“. Viereinhalb Stunden im Trachtenkorsett sind für den Anfang mehr als genug. Aber lustig war’s, das muss ich dann wohl ohne Umschweife zugeben. Und wenn ich es mir recht überlege, stehe ich dem Dirndl hervorragend.
Also , was sollen die Kollateralschäden, per Saldo überwiegt das persönlich Positive. Sich in „Das“ zu begeben, ist die eigene Entscheidung einer doch , mein ich, erwachsenen Frau. So negativ zu beginnen, ist leider simpler Mainstream. Und das Hippodrom ist seit jeher als halbseiden bekannt, man kann auch in andere Zelte gehen, die nicht auf einer Champagner-Blase schwimmen.
“ München leuchtet“ für Mann und Mellcolm .
Hallo Melanie,
es wäre ja auch schlimm gewesen wenn du dabei keinen Spaß empfunden hättest. So wie du die (Asphalt)-Wiesn beschrieben hast schwirren sie auch durch meinen Kopf. Nun gut, wenn man nun einmal in München wohnt macht man den Spaß eben mit, ist ja zum Glück nur einmal im Jahr.
Schön ist jedoch, dass du aus jeder Lebenslage-Situation etwas witziges machst, auch wenn sie noch so bescheiden ist. Ich wusel nun mal weiter…
Liebe Grüße
Jetzt tief durchatmen.