Prolog: 1954, 1974, 1990, … Wäre das ein Intelligenztest und ich müsste die Zahlenreihe fortsetzen, dann wüsste ich genau, was da zu stehen hat. Mehr sag‘ ich dazu ohne meinen Anwalt nicht.
Angesichts dessen, was sich da neuerdings auf den deutsch bespielten Fußballplätzen Südafrikas abspielt, komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. In der Vorrunde fing es mit Australien ja schon so komisch an, aber die Spiele gegen Serbien und gegen Ghana holten uns dann alle wieder halbwegs in die Realität zurück. Dann das Viertelfinale gegen England, der Heimat des Fußballs, das von einem blutjungen deutschen Team vom Platz gepustet wurde, als wäre das nichts. Glück gehabt? Schlechten Tag der Engländer erwischt? Reiner Zufall! Wenn Deutschland gewinnt, dann findet man immer einen guten Grund dafür, es diesem oder jenem Umstand zuzuschreiben, es klein zu reden.
Aber gegen Argentinien, gegen einen Messi – da würde sich doch wohl endlich zeigen, wer die wahren Stars des Turniers sind, Diego Armando hin oder her. Und Messi, DER Überfußballer, würde in diesem Spiel sein erstes Tor des Turniers schießen! Darauf dass Argentinien gewinnt hätte ich mein Haus, mein Auto und meinen Hund verwettet. (Ich habe nichts von alledem, deswegen fiel mir der Wetteinsatz nicht sonderlich schwer.) Soviel zur Theorie. Die Praxis sah ganz wundervoll anders aus. Nicht einer, nicht zwei, nicht drei, nein sage und schreie VIER Schüsse wanderten ohne Umweg direkt ins argentinische Tor und es sah nicht schwieriger aus als sich ein Nutellabrot zu schmieren. Das Spiel des deutschen Jungsclubs war einfach wow, während sich die Argentinier zur gleichen Zeit darauf konzentrierten, großartige Spieler in ihren Reihen zu wissen. Das Toreschießen fiel hinten runter, der argentinische Trainer fiel zunehmend in Schockstarre.
Fast konnte einem der kleine Diego Armando Leid tun, denn eigentlich wollte er doch nur, dass ihn sein Land noch ein kleines bisschen länger lieb hat. Diese Klassenziel hat Maradona nun wohl leider verpasst und musste außerdem noch dabei zusehen, wie der stille, stets verkniffen drein blickende Jogi vom Lehrer einen großen blauen Delfin in sein Fleißheftlein geklebt bekam und sich außerdem in die erste Reihe setzen durfte. Dass er eine solche eine Schmach mit einem MESSI unter seinen Fittichen würde erleiden müssen, nein, mit allem aber nicht damit hatte Maradona gerechnet. Und Müller dürfte ihm nun auch ein Begriff sein.
Null : Vier
Stell Dir vor, Du schießt ein ehrliches und rechtmäßiges Tor und der Schiri hält es für ein Abseits. Nicht zum ersten Mal bei dieser WM (Deutschland – England) wurde ein Spiel nicht durch die 22 Spieler auf dem Platz sondern vielmehr durch eine Reihe von Fehlentscheidungen des Schiedsrichters entschieden: Ein nicht gegebenes Führungstor für Paraguay, ein nicht gegebener Elfmeter für Spanien, nachdem beide Mannschaften gerade jeweils einen glanzvoll verschossen hatten. Schwer zu sagen, wie so ein Spiel ausgegangen wäre, wenn alles rechtmäßig verlaufen wäre.
Erst sieben Minuten vor Schluss erzielte Favorit und Europameister Spanien das Führungstor, das schließlich über Paraguays Heimreise und Spaniens Einzug ins Halbfinale entschied. Auch wenn Spanien das spannungsarme Spiel am Ende gewonnen hat: Ein krönender Abschluss sieht anders aus. Und so bleibt der Hoffnungsschimmer, dass wir im Halbfinale gegen die bisher wenig überzeugenden Spanier durchaus eine gute Chance haben.
Null : Eins