Mariefred und ich – das ist Liebe. Da ist die überschaubar gemütliche Größe des Platzes und seine wunderschöne Lage am See mit Ausblick auf das Schloss Grispholm. Dann sind da die auf eine seltsame Weise tiefenentspannten Camper und all diese Kinder, die fröhlich (und nur halblegal) zwischen den Zelten, Wohnwagen und Campern spielen, ohne dass man fürchten müsse, dass sie im nächsten Moment von einer Batterie Dreiachser überrollt würden. Da sind die niedlichen sanitären Einrichtungen, die zwar in die Jahre gekommen sind, ob ihrer Reinlichkeit aber doch Vertrauen stiften. Und dann ist da diese schöne Sonne, die den Platz ein ein wunderbarer warmes Licht taucht. Ich bin beseelt, „hach!“, wie man jetzt so sagt.
Wie das in der Liebe so ist, gibt es neben den himmelhochjauchzend machenden Momenten auch solche, wo man gemeinsam eben durch muss und so beginne ich den Morgen in Mariefred mit einem ausgiebigen Waschmarathon. Denn selbst wenn man in Sachen Schmutz beim Camping neben Fünfe sogar noch Siebene und Neune gerade sein lässt, so sind die Wäschesäcke bei einer vierköpfigen Familie doch spätestens nach ein paar Tagen prall gefüllt. Aber Waschen hat ja durchaus auch etwas Kontemplatives und glücklicherweise macht mir niemand diese meditativen Momente streitbar. Fast bin ich sicher, dass der Mann in etwa dasselbe Glücksgefühl beim regelmäßigen Reinigen der Chemietoilette empfindet.
Verrichteter Dinge und mit einer gehörigen Portion Idyll betankt, fassen wir gegen Mittag das nächste Etappenziel ins Auge, den Campingplatz Tiveden in der Nähe des Tiveden Nationalparks, etwa 215 km von Mariefred entfernt. Da wir es gemütlich haben angehen lassen und entsprechend spät unterwegs sind, verzichten wir unterwegs auf ausgiebige Pausen und begnügen uns mit selbstgeschmierten Sandwiches im Schatten des gelben Ms und Dammsugare, die beim großen Kleinen Herrn auch „Das Ekelhafte“ heißen, die sich bei beiden Elternteilen aber großer Beliebtheit erfreuen.
Unterwegs stellt der Mann fest, dass in Schweden viel mehr Oldtimer gefahren werden als in Deutschland oder der Schweiz und – in der Tat – es begegnen uns auffällig viele alte Amischlitten während der Fahrt. Man ist schon geneigt, das irgendwie ins Schweden-Stereotyp hineinzuweben, googelt aber noch mal kurz und findet dann heraus, dass diese Häufung in kausalem Zusammenhang mit einem DEM US-Car-Festival in Västerås stehen dürfte. Ob nun typisch schwedisch oder nicht – cool sind die vielen alten Schiffe allemal und auf einigen Campingplätzen begegnen sie uns sogar mit passenden Wohnwagen.
Gegen frühen Abend erreichen wir den Campingplatz Tiveden, der uns sehr freundlich empfängt und uns ein hübsches Plätzchen direkt am See zuteilwerden lässt. Zwischen dem See und unserem Stellplatz liegt eine Grillstuga, die man stundenweise mieten kann. Beim Gedanken an Feuer ist der Mann gleich Flamme und so dauert es nur knapp ein, zwei oder drei Stunden, bis sich drei Viertel der Familie etwas verräuchert aber glücklich fleischfreies Grillgut einverleiben, während ein Viertel bereits in süßen Träumen schwelgt. Der Geruch von verbranntem Holz ist am Lagerfeuer zweifelsohne schön, in Haaren und Klamotten aber besonders für mein feines Näschen eher störend. Ich ordne daher eine Massenduschung an, was eine besondere Herausforderung ist, da wir nur genau ein 5-Kronen-Stück (aka fünf Minuten duschen) zur Hand haben. Das überlassen die Gentlemänner galant das Dame des Hauses, während sie selbst mit Kaltwasser und am Waschbecken geschöpften Warmwasser experimentieren. Die gesamte Kleidung wird noch schnell in den Kofferraum verbannt, bevor wir gemeinsam das kleine Viertel in seinen süßen Träumen besuchen.