Zwei Tage sind nicht annähernd genug Zeit, um Tokio gesehen zu haben. Aber man kann sich einen guten Überblick über die wichtigsten Einkaufsstraßen verschaffen. Und feststellen, dass man sich das Shopping dort eigentlich nicht leisten kann. Und dass man für japanische Verhältnisse ohnehin zu große Füße hat. Es gibt dieselben Marken wie in Europa, aber zu deutlich höheren Preisen. Labels sind den Japanern wichtig. Was nichts kostet, ist auch nichts.
Ein Kontrastprogramm zu den mit europäischen Marken gespickten Prachteinkaufsvierteln wie Ginza oder auch die Omotesando ist die junge japanische Mode von Shibuya. Sie ist wild. Und sie ist laut. Im 109 –DEM Kaufhaus für Tokios Teens- gibt es auf drölf Etagen den letzten Schrei, nur dass man ihn wegen der lauten Techno-Musik, die aus jedem Laden schallt nicht hört. Außer mir ist in diesem Shopping-Center niemand älter als 14, aber da die vornehmlich anwesenden jungen Damen durch die Bank weg auf Mitte zwanzig geschminkt sind, falle ich als Quasi-Mittzwanzigerin gar nicht besonders auf. Klar ist, dass die Jugendlichen in Tokio einen Style-Fetisch haben. Schulmädchen- und Lolita-Look liegen ganz weit vorne und auch inkarnierte Manga-Charaktere sieht man an jeder Ecke. Wichtig ist bei jedem Styling gleichermaßen, dass an allen Handys – man präferiert hier ganz eindeutig die aufklappbare Variante – ein mindestens bernhardinergroßes Kuscheltier oder irgendeine andere Form von Gepuschel hängt. Ein bisschen wie Disneyland, nur in echt. Mit Schneewittchen, Dornröschen und allen anderen Märchenbräuten.
Als europäische Frau ist man in Tokio so gut wie durchsichtig. Und zwar sowohl für die japanischen Männer als auch für die vielen Touristen, denen bei so viel zur Schau gestellter asiatischer Schönheit an allen Ecken die Augen übergehen. Das Gute daran: Man wird von nichts und niemandem belästigt. Allerdings wäre man auf die Dauer wohl ganz schön einsam hier. Und die gesalzenen Preise machen es zumindest für eine europäisch gegerbte Geldbörse schwierig, der Einsamkeit mit einer ausgedehnten Shoppingtherapie zu trotzen.
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Das alles macht mich noch neugieriger auf Japan und unsere Kirschenblütenzeitreise Ende März nach Tokio, Kyoto und Co. Danke für die schönen Berichte.