B(r)eikost

IMG_0450Der erste Brei. Ich muss gestehen, ich habe diesen Moment ein kleines bisschen herbei gesehnt. Wenn man stillt, ist er vielleicht ein bisschen furchteinflößend, aber als Flaschenmama ändert sich durch die Beikost (außer dem Abstand zum Kind beim essen) nicht so viel. Jedenfalls habe ich das so empfunden. Und so habe ich mich wirklich darüber gefreut, den kleinen Herrn ab Mitte des fünften Lebensmonats in die Welt der Geschmäcke einzuführen. So viel zu meiner leicht romantischen Vorstellung: Der leckere Brei – der zufriedene und satte kleine Herr – die glückliche Mama.

Am Anfang war Pastinake. Aus dem Glas, das muss ich zugeben. Irgendwo hatte ich ohnehin gelesen, dass die Zutaten für Babybreie so was von geprüft sind, dass sie weniger Schadstoffe in sich tragen als so mancher selbst gekochte Brei. Das beruhigte mich. Und da ich nicht wusste, was der kleine Herr geschmacklich so präferiert, fand ich das für den Anfang eine gute Lösung. Beim ersten Versuch landete mehr Brei auf dem Kind und der Mama als in dem Kind, aber das scheint mit halbwegs normal zu sein. Und die ersten paar Löffel (1/8 Gläschen) gingen auch ganz gut weg. Doch schon am zweiten Tag wurde Pastinake missbilligt und ich machte den Anfängerfehler, gleich die nächste Sorte zu zücken: Karotte. Auch Fehlanzeige. Das Missbilligen wurde vehementer. Dasselbe mit Kürbis. Da ich dem Knirps weder das Essen aufzwingen wollte, noch ertragen konnte, wie ihn meine gut gemeinte Geste immer wieder zum weinen brachte, stoppte ich das Experiment Beikost für einige Tage frustriert. Vielleicht war es noch zu früh.

Nachdem etwas Gras über unsere ersten missglückten Versuche gewachsen war, startete ich die nächste Beikost-Offensive – diesmal mit Obstgläschen. Ich hatte diese zunächst gemieden, weil es ja heisst, dass das Kind dann nur noch auf süß abfahre, habe es aber dann nach Rücksprache mit dem Kinderarzt darauf ankommen lassen. Der sagte nämlich: Ganz egal, ob wir mit Obst oder Gemüse anfangen – Hauptsache, das Kind isst! Und das tat er tatsächlich. Apfel, Birne, Apfel-Banane – alles gar kein Problem und schon bald putzte der kleine Herr ein ganzes Gläschen weg, allerdings nur am frühen Abend. Mittags war ihm einfach nicht nach Brei. Mit etwas Hartnäckigkeit und viel Obst gelang es mir schließlich, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Ein Etappensieg für mich. Und durch die Hintertür und mit Taschenspielertricks durften schließlich auch Karotte und Pastinake auf dem Löffel Platz nehmen. Aber wehe, ich bot das Ganze gemischt mit Kartoffel an! Der kleine Herr mauserte sich nämlich schnell zum Konsistenzfetischisten: Alles was ihm nicht flüssig genug erscheint und ihm nicht geschmeidig genug die Kehle hinunter rinnt, das quittiert er schnell mit angeekelten Grimassen und Schubumkehr.

Inzwischen experimentieren wir schon knapp zwei Monate mit der Beikost herum und bewegen uns nur langsam von Stufe zu Stufe. Beim Obstbrei gehen inzwischen schon drei Komponenten (zwei Obstsorten, ein Getreide). Beim Gemüsebrei bin ich auf Selberkochen umgestiegen (und zwar mit Eins, zwei, Brei), aber momentan kraxeln wir noch bei maximal zwei Gemüsesorten pro Mahlzeit rum und sobald da nur der Hauch eines Bröckchens drin ist – keine Chance. Und so habe ich mein Equipment stante pede um einen Monster-Zauberstab ergänzt, der wirklich alles klitzeklein bekommt. Apropos Equipment: Allein schon die Wahl des richtigen Löffels stellte mich vor eine ziemliche Herausforderung. Zuerst funktionierte es mit den etwas platteren besser, dann mit den kleinen gewölbten. Löffel ist nämlich noch lange nicht gleich Löffel.

Von Gemüse-Kartoffel-Fleischbrei sind wir immer noch meilenweit entfernt. Ein zarter Versuch, den Abendbrei einzuführen wurde mit totaler Totalverweigerung zunichte gemacht. Hier werde ich in Kürze noch mal einen Versuch mit Grießbrei wagen, daran hat er in der Krippe zumindest einigermaßen neugierig genuckelt. Dort ist man übrigens davon überzeugt, dass er schon bald einfach alles essen wird, weil er sich das bei den anderen Kindern abguckt. Gerade bin ich noch nicht sicher, ob mich das beruhigen oder beunruhigen soll.

Wie war Euer Start in die Beikost? Habt Ihr ähnliches erlebt oder lief gleich alles rund? Und wenn ja: Verratet Ihr mir Eure Tricks?

4 Kommentare

  1. Sorry, da kann ich nur mitfühlend und wohlwissend schmunzeln ;)

    Die ersten Löffel Obstbrei gingen erst mitte 6. Monat rein und Gemüse ging gar nicht – irgendwann um den 8. ganz, ganz selten mal ein wenig – aber ja nicht selbst gekocht. Mein toller Dampfgarer verstaubt im Keller….
    Wenn er auswärts mal was von den Eltern probieren konnte war er glücklich – aber wehe man man kam ihm mit Brei….nun sind wir leider doch bei Menüs aus dem Glas gelandet (die ab 10. Monat ungefähr waren dann immer öfter akzeptabel)….ansonsten isst er liebend gern Käse und Brot mit selbigem (oder auch Wurst, leider). Und wenn es dann doch mal Chicken Nuggets und Kartoffelbrei gibt ist er seelig….Da hat man gute Vorsätze, will alles ganz nach „Vorschrift“ machen – aber verzweifelt an der Durchführung, wenn die kleinen nicht mitmachen…
    Gespräche mit den Großeltern haben mich dann beruhigt, die mir sagten mein Bruder und ich hätten auch schlecht gegessen und lange nur Gläser usw. angerührt. Und wir sind trotzdem gesund und munter – einer Schlank, eine nicht – daran kann es also auch nicht unbedingt liegen ;)

    Viel Erfolg weiterhin

  2. Bei uns war’s eher schwierig. Der Start ging noch, das war wohl so „hey, was Neues! Cool“, aber dann wurd’s bald uninteressant.
    Zwischendurch totale Essensverweigerung. Dafür klappt es jetzt immer besser, dass sie selbst isst.
    Hier musste auch immer alles super gut püriert sein, das änderte sich erst vor kurzem.
    Ich war immer verwirrt, weil alle anderen Babys scheinbar schon früh Interesse am Essen haben und nur meins nicht. Aber irgendwann kommts dann doch. (Ich übe mich derzeit wieder in Geduld…)

  3. Hier war grundsätzlich Interesse am Essen. Aber bitte ausschließlich selbstgekocht. Nur Obst als Fertiggläschen hat Klabauters Gnade gefunden.
    Absoluter Renner sind die Milchbreie am Abend. Hier wechsel ich Schmelzflocken und den Alnatura Babygriesbrei ab. Ich mach meist noch drei Löffel Fruchtpüree rein. Die werden regelrecht verschlungen.
    Sehr gerne isst er auch Naturjoghurt mit etwas Obstbrei am Nachmittag.
    Wenn Fleisch nicht geht, brate mal ein Fischstäbchen, „schäl“ es und püriere es in den Brei. Das ist nicht so trocken wie Rind.
    Ich muss aber auch jetzt (der Zwerg ist 10 Monate) noch alles sehr gut pürieren. Seit etwa drei Wochen interessiert er sich für für Brötchen und Reiswaffeln und knabbert da mal dran (er hat schon seit zwei Monaten acht Zähne, daran lag es also nicht). Aber die Hauptmahlzeiten müssen schön glatt zum direkt schlucken sein. Da hinken wir auch allesn offiziellen Ernährungsplänen elend hinterher. Aber was solls. Ich will ihn nicht zwingen und Gefahr laufen, dass essen etwas Fürchterliches ist.

  4. Hab mich köstlich amüsiert und erinnere mich gut, dass es in der Situation gar nicht komisch ist, wenn Kind nicht isst! Die Situation liegt jetzt zwar schon 14 Jahre zurück, aber Kind 1 war vom ersten selbstgekochten Bio-Möhrenbrei mit Karotte gar nicht angetan und mäkelt bis heute bei Grünzeug. (Geheimtipp für später: Smoothies) Kind 2 dagegen hat schon mit 4 Monaten nach der Gemüsesuppe auf dem Familientisch gegiert und ist seither experimentierfreudiger Esser und Koch geworden. #Veranlagung bleibt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


6 + = 11