Die wunderbare Reise der kleinen Mellcolm mit den Wildfängen – Über Ebstorf zurück nach Hause

Immer noch voll mit Kopenhagen treten wir am nächsten Morgen nun die Heimreise an. Auch wenn wir nicht direkt nach München fahren werden, fühlt sich das Ganze doch wie die letzte Etappe der Reise an. Diesmal setzen wir von Rødby nach Puttgarden über. Diesmal sind wir viel zu früh an der Fähre und stehen eine ganze Weile dumm in der Warteschlange rum. Dafür ist die Überfahrt etwas kürzer, sie dauert nur etwa 45 Minuten. Während der Fahrt ist eine Notfallübung fürs Personal angesetzt, weswegen mehrmals die Sirenen ertönen. Auch wenn das ebenso häufig durchgesagt wird und das Personal völlig entspannt zum Sirenenklang lächelt, bin ich unentspannt, weil ich zu den Leuten gehöre, die bei Sirenen IMMER unentspannt sind. Und auf einem Boot oder gar in einem Flugzeug gleich dreimal. Irgendwann wird das Ende der Übung durchgesagt und ich kann endlich entspannt die letzten dänischen Kronen sinnvoll in Lego und Süßigkeiten investieren.

Unseren ursprünglichen Plan, gleich nach der Überfahrt auf Fehmarn einzukehren, haben wir in guter alter Tradition natürlich längst über den Haufen geworfen. Da wir am nächsten Tag bis Leipzig wollen, erscheint es uns sinnvoller, uns noch ein paar Kilometer mehr in diese Richtung zu bewegen. Wir entscheiden uns für den Campingplatz am Waldbad in Ebstorf, weil der auf dem Weg liegt und gut bewertet wird. Insgesamt liegt unser Tagespensum damit bei rund 400 km, wobei die Fährstrecke natürlich ein bisschen Entspannung rein bringt. Gegen 17 Uhr treffen wir in Ebstorf ein. Der Platz ist wirklich sehr schön im Grünen gelegen und überhaupt nicht überfüllt. Der Servicebereich ist nicht mehr ganz taufrisch und leider auch nicht so gepflegt, wie wir es andernorts erlebt haben, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt hier absolut und die Gastgeber sind sehr hilfsbereit. Im Preis enthalten ist der Eintritt ins Freibad, das an den Campingplatz grenzt. Da wir zur Abwechslung mal einen wirklichen Sommertag erwischt haben und das Freibad wirklich direkt nebenan ist, entschließen wir uns, eine schnelle Baderunde einzulegen. Ein wirklich schönes Schwimmbad ist das Waldemar, wir fühlen uns gleich wohl und bedauern fast ein bisschen, dass wir es nur so kurz werden genießen können. Während die beiden größeren Herren sich sofort ins kühle Nass stürzen, assistiere ich dem kleinen Kleinen Herrn mit Anfeuerungsrufen und Szenenapplaus dabei, sich zum ersten Mal ganz alleine hinzusetzen. Er ist stolz wie Bolle, als er es endlich geschafft hat und ich gleich mit.

Foto: Philippe Wyssen
Foto: Philippe Wyssen

Nach dem kurzweiligen Rumgeplantsche suchen wir den örtlichen Griechen auf, der in der Google-Bewertungsskala ganz weit vorne liegt. Der Weg dahin führt uns durch eine schöne Grünanlage und durch den reizenden Ortskern von Ebstorf, der zwar wunderhübsch anzusehen aber absolut menschenleer ist. Fast ein skurriles Bild, denn man möchte meinen, dass sich Mensch an einem so hübschen Fleckchen Erde nur so tummeln möchte.

Ebstorf-Idyll

Ebstorf-Kloster

Der Grieche hat ein schönes Restaurant und man kann sehr gut draußen sitzen. Da wir nicht gerade sonnen- und wärmeverwöhnt wurden in den letzten Wochen, kosten wir das natürlich aus. Vielleicht liegt es daran, dass wir zuhause einen Superdupergriechen haben, den wir sehr regelmäßig aufsuchen und der unsere Gaumen stets bis aufs Äußerste verwöhnt, aber jedenfalls sind wir vom Ebstorfer Szenegriechen leider nicht so überzeugt. Der Service ist langsam und ein bisschen vergesslich und man lässt uns bei der Essensbestellung sehenden Auges ins Verderben rennen. Wir bestellen zwar nur Vorspeisen, aber derer viel zu viele, denn sie sind groß wie Hauptgerichte. Und da sitzen wir auf einmal vor Unmengen von Essen, bei denen gleich klar ist, dass wir sie niemals werden aufessen können. Und wir haben explizit gefragt, ob wir uns da wohl zu viel aufbürden, als wir bestellten. Nunja. Am Ende werden wir das Essen (selbst!) einpacken und es anderthalb Tage später ungenutzt wegwerfen, weil wir es schlicht im Kühlschrank vergessen haben werden. Frustrierend.

Am nächsten Morgen versuchen wir mal wieder, ganz früh aufzubrechen. Denn irgendwann beim Abendessen am Vorabend hat sich der wahnwitzige Gedanke eingeschlichen, vielleicht den Zwischenstopp in Leipzig einfach auszulassen und gleich bis Bayreuth, oder gar noch besser – gleich bis nach Hause weiterzufahren. Wir reden über üppige 700 km und wir kennen uns so gut, dass wir gleich wissen, dass die fixe Idee, große Chancen hat, in die Tat umgesetzt zu werden. Vorausgesetzt natürlich, dass der große und der kleine Kleine Herr hierbei mitspielen, denn so eine lange Strecke ist für so kleine Knöpfe ja durchaus nicht unanstrengend. Die Beiden meistern das ganz hervorragend, der Große, in dem er sich tief in die Geschichten von Feuerwehrmann Sam und seiner Bande einarbeitet, der Kleine, indem er sich öfter als sonst tief in den Schlaf einarbeitet. In den längeren Pausen testet der Große dann ausgiebigst Spielplätze, während der Kleine auf seiner Decke rumrobben kann. Etwas erschöpft aber doch guter Dinge erreichen wir abends gegen halb zehn den Heimathafen, suchen uns das Nötigste für die Nacht im Wohnmobil zusammen und freuen uns doch ein bisschen auf Annehmlichkeiten wie große Betten in Bodennähe, hygienisch unbedenkliche Duschen und Toiletten, selbstgebrühten Cappuccino und WLAN soweit das Auge reicht.

*****

Hinter uns liegen knapp vier Wochen und knapp 4500 km. Es war eine tolle Reise und das Wohnmobil für uns der richtige Weg und Schweden das richtige Ziel. Im Großen und Ganzen würden wir alles noch mal genau so machen wie auf dieser Reise, wahrscheinlich würden wir aber beim nächsten Mal mit einem Wohnanhänger statt mit einem Wohnmobil reisen. Das ist genau so komfortabel, aber man ist vor Ort mit dem Auto doch etwas flexibler und unabhängiger. Für potenzielle Nachahmer, werde ich in den nächsten Tagen noch mal die genaue Route mit Campingplätzen posten und ein paar Tipps zur Ausstattung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


× 3 = 9